Zeige Deine Sammlung – Jüdische Spuren in Münchner Museen

Stih & Schnock

25. – 27. Okt 2008

Stadtraum

Die Fotografie zeigt eine Gruppe von Menschen, die an der Taxi-Wendeschleife beim Odeonsplatz stehen. Sie halten Megaphone und Plakate in der Hand. Auf den weißen Plakaten stehen Namen in Großbuchstaben wie "Judith", "Giehse", "Pflaum" und "Krull". Zwischen ihnen gehen und fahren Passant*innen mit Fahrrädern vorbei.

Zeige Deine Sammlung, 2008 © Foto: Stih & Schnock

Mit dem Projekt „Zeige Deine Sammlung“ begibt sich das Künstler*innenduo Stih & Schnock auf die Suche nach jüdischen Spuren in Münchner Kunstinstitutionen.

Wie stellte Konrat Meit die Judith dar, ausgestellt im Bayerischen Nationalmuseum? Wie interpretierte Orson Welles die Rolle des Shylock in seiner Version von Shakespeares Kaufmann von Venedig? Das sensationelle Welles-Archiv befindet sich im Filmmuseum München. Inwiefern inspirierte die Zwitschermaschine aus dem Deutschen Museum Paul Klee zur gleichnamigen Zeichnung, die 1937 in der Ausstellung Entartete Kunst in München ausgestellt war und die sich heute im Museum of Modern Art (MoMA) in New York befindet? Hat der Generalmusikdirektor Hermann Levi gesammelt, was erzählt uns Lovis Corinths Portrait vom Soldaten Hermann Struck, wer war Fritz Pflaum?

Die Künstler Stih & Schnock machen sich mit dem Kunstprojekt „Zeige Deine Sammlung – Jüdische Spuren in Münchner Museen“ auf Spurensuche nach jüdischen Inhalten in Münchner Museen und Sammlungen. Dabei stellen sie die Vielschichtigkeit jüdischer Kultur und Geschichte in neue Zusammenhänge. Das Unsichtbare hinter den Exponaten und Archivbeständen sichtbar zu machen, verborgene Beziehungen zwischen Sammler*innen, Museen und Artefakten aufzuspüren und nach außen zu tragen, ist das Ziel dieser Kunstintervention. Nach eineinhalbjähriger Vorarbeit stellen sie mit „Zeige Deine Sammlung – Jüdische Spuren in Münchner Museen“ das Ergebnis ihrer Recherchen vor. Der Titel „Zeige Deine Sammlung“ ist eine Referenz an Joseph Beuys und seine Installation Zeige Deine Wunde in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus.

Am Samstag, 25. Oktober 2008 präsentieren Renata Stih und Frieder Schnock das Projekt als Aktion im öffentlichen Raum mit einer besonderen Museumsführung: Eine Gruppe von Kunstaktivist*innen geht mit Transparent, Mazze-Handreichung und Megaphon durch die Stadt, von Museum zu Museum. Vor den jeweiligen Institutionen schildern sie den Passant*innen und Museumsbesucher*innen die Geschichte einer Person oder eines Kunstwerkes und verweisen auf jüdische Kunst und Kultur. Die Führung startet beim Münchner Stadtmuseum am St.-Jakobs-Platz und bewegt sich in Richtung Museumsareal zu den Pinakotheken, dem Antikenmuseum am Königsplatz und der Städtischen Galerie im Lenbachhaus.

Am Montag, 27. Oktober 2008 findet im Foyer des Jüdischen Museums die Vorstellung der zum Projekt gehörenden Publikation statt: Das Buch ist eine Sammlung von Kunst und KunstGeschichten, in das sich die Leser*innen wie in ein virtuelles Museum vertiefen können; eine Materialcollage mit Fotos, Zeichnungen und Text unterschiedlichster Herkunft auf Leerstellen in der Erinnerung.

Renata Stih, geboren 1955 in Zagreb, lebt in Berlin und Karlsruhe. Frieder Schnock lebt und arbeitet in Berlin.