Was bedeutet „Zuhause“ für Menschen, die kein festes Zuhause besitzen? Die auf der Straße leben und ihre wenigen Habseligkeiten zumeist mit sich tragen? Was heißt es in unseren kontinuierlich wachsenden Städten als Obdachlose zu überleben und sich einzurichten? Das „Zuhause“ reduziert sich auf wenige lebensnotwendige Dinge wie Schlafsack, Pappe, Decke, Rucksack etc. Manchmal bleiben diese Utensilien tagsüber an einem festen Platz zurück, aufgeräumt am Gehsteig, unter einem Mauervorsprung, in einer Arkade: Ein fester Ort der Aufbewahrung wird in der Stadt zum „Zuhause“.
Gleichzeitig wachsen und verändern sich unsere Städte kontinuierlich. Die Städte werden enger, der Raum begrenzter. Endlos in den Himmel wachsende Baustellenlandschaften in Grautönen, Steinwüste – „blattlose Städte“ (Italo Calvino). Kräne – Sinnbild für Prozess und Konstruktion – zeugen von Gentrifizierung und Verdichtung unseres Lebensraums. Es wird entmietet, gebaut, luxussaniert. Wer profitiert? Wer kann mithalten? Wer sind die Verlierer? Wer fällt raus?
Ein Schlafsack fliegt ins Universum. Es ist nicht mehr der Knochen, der als Werkzeug in Stanley Kubricks 2001: Odysse im Weltraum in neue Galaxien schwebt. Er verwandelt sich auch nicht in ein spaceshuttle, das in andere, vielleicht bessere Welten unterwegs ist. Es bleiben ein Schlafsack und häufig ein vergebliches Träumen.
„This land was made for you and me“, aus dem Song „This Land Is Your Land“ von Woody Guthrie, 1940.
Stefanie Unruh, geboren 1959 in Hamburg, lebt und arbeitet in München.