Hinterlässt der Mensch an einem Ort persönliche Emotionen? Sind diese wahrnehmbar, messbar, übertragbar, abrufbar? Für die dreiteilige Reihe „Songs of the Siren“ untersucht Emanuel Mooner verwaiste Orte und deren oft schwierige Geschichte in einem interaktiven Projekt. Der Künstler arbeitet mit der Atmosphäre leerstehender Gebäude und bewegt sich dabei im Grenzbereich des Hörbaren. Die Besucher*innen erkunden Stück für Stück verlassene Plätze, die teilweise seit Jahren in einem Dornröschenschlaf lagen. Die Reduktion auf die auditive Wahrnehmung lässt die Teilnehmenden dieser begehbaren Skulptur, Töne, Assoziationen und Stimmungen neu erleben.
Im zweiten Teil der Reihe „Songs of the Siren, Part II – White Noise: Musique Nonstop“ führt Emanuel Mooner das Publikum in einen leerstehenden Lebensmittelladens an der Tegernseer Landstraße, in dem die Arbeiter*innen des Agfa-Camerawerks Verpflegung für die Schicht kauften. Seit etwa 1990 betrat keine Kundschaft mehr das Geschäft – eine Stadtautobahn entstand vor der Ladentür, der Mittlere Ring wurde siebenspurig ausgebaut, das Agfawerk 2007 gesprengt.
Das Ende der Tegernseer Landstraße ist eine der lautesten Gegenden der Stadt, mit Feinstaub und Autolärm belastet. Doch der vermeintliche Unort birgt in sich eine intakte Welt, einen in der Zeit gefrorenen Mikrokosmos. Mit akustischen Mitteln schafft der Künstler Verbindungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Verfall und Neubeginn.
Emanuel Mooner, geboren 1972 in München, lebt und arbeitet in München.