„Es gibt kein richtiges Leben im falschen“. Mit dieser Sentenz von Theodor W. Adorno klingt die Intention der Multimediainstallation „Im Bunker“ an, für die die Künstlerin Veronika Veit einen Bunkereingang im Außenbereich des Gasteigs platziert. Ein Fenster erlaubt den Blick ins Innere auf den streng strukturierten Alltag einer isoliert lebenden Familie.
Nur durch absolut reglementiertes Verhalten und äußerste Hygiene scheint es möglich, die Kontrolle zu behalten. Die Familie hat sich gegen die Außenwelt abgeschottet und abgesichert, Nahrungsmittel gehortet, und versucht möglichst unabhängig zu leben. Der zwölfminütige Film spiegelt den Wunsch nach Autonomie und Selbstbestimmung und zeigt gleichzeitig die Problematik von sozialer Isolation auf. In vier Teaser-Videos, die bereits im Vorfeld online zu sehen sind, postet die Mutter der Familie ihre harte Haltung zum Überleben. Die aufmerksamen Betrachter*innen erkennen darin Zitate Margret Thatchers, die in den Achtzigerjahren die neoliberalistische Haltung mitbegründet hat.
In einer Zeit, in der es zunehmend um Individualisierung statt um Gemeinschaft geht, in der Schlagworte wie Selbstverwirklichung und Selbstoptimierung bereits im Kindergarten Thema sind, soll diese Intervention stören, aufrütteln und provozieren. Das Projekt thematisiert die Tendenz zu Abgrenzung und Abschottung, den Versuch völlig autonom zu existieren und den absurden Gedanken, dass jeder ganz allein für sein Schicksal verantwortlich ist.
Die Platzierung eines Bunkereinstiegs auf dem Gasteiggelände wirkt dabei (ver)störend, stellt aber gerade deshalb einen historischen Bezug zu diesem Ort her: Im zweiten Weltkrieg befand sich der Tiefbunker LSB12 unter dem Bürgerbräukeller, heute Gasteig, Gebäude der GEMA. Auf den Informationstafeln im Außenbereich des Gasteigs wird auf die historische Rolle dieses Ortes, den Hitlerputsch und das versuchte Hitlerattentat durch Georg Elser verwiesen.
Veronika Veit, geboren 1968 in München, lebt und arbeitet in München.