Die Bayerischen Geschützwerke Freimann/Krupp (heutiges Zenith-Gelände) waren während des Ersten Weltkrieges der größte Rüstungsbetrieb in München. Deren Belegschaft war die erste, die in München zum politischen Streik und am 31. Januar 1918 zu einem Demonstrationszug in die Innenstadt aufrief. Der Zug, dem sich im Verlauf auch die Arbeiter*innen weiterer Fabriken anschlossen, endete in einer Großdemonstration mit 8.000 Menschen auf der Theresienwiese. Schlussendlich führten diese Ereignisse, bei denen auch Dichter*innen und Künstler*innen eine entscheidende Rolle einnahmen, zur Räterepublik in München.
Die Kunstperformance „Heute Nachmittag: Als wir noch an was glaubten“ von Anna McCarthy nimmt diesen historischen Tag zum Thema und inszeniert eine Interpretation der damaligen Ereignisse mit Bezug auf die aktuellen deutschen Waffenhersteller und prekären Arbeitsbedingungen. Auf einem dekorierten Umzugswagen spielen und lesen die Münchner DAMENKAPELLE, Das Weiße Pferd, Peter Friedrich, Tagar, Manuela Rzytki, Federico Sanchez, Sebastian Kellig, Anton Kaun und Nick McCarthy von Franz Ferdinand Arbeiter- und Antikriegslieder, u.a. mit Texten der Schriftsteller Erich Mühsam und Hugo Ball. Das rollende Spektakel verfolgt (in umgekehrter Richtung) die damalige Route der streikenden Arbeiter*innen durch die Straßen der Stadt als Provokation und Demonstration zugleich. Eine friedliche Demonstration gegen den Krieg – damals und heute.
Anna McCarthy, geboren 1981 in München, lebt und arbeitet in München.