Die Künstlerin Silke Witzsch erinnert mit einer Beflaggung der Ludwigstraße an den Ersten Weltkrieg und die an ihm beteiligten Nationen. Vom Odeonsplatz bis zum Siegestor sind 38 Flaggen in der Reihenfolge zu sehen, in der die Nationen in den Ersten Weltkrieg eingetreten sind. Die Flaggen überlagert Silke Witzsch digital mit militärischen Tarnmustern. Mit dieser künstlerischen Verfremdung thematisiert sie die Tatsache, dass es bis heute im politischen Handeln von Nationen immer wieder auch darum geht, Verbindungen, Interessen oder Beteiligungen zu tarnen, zu verschleiern oder gar ‚unsichtbar‘ zu machen.
Das Kunstprojekt „Camouflag“ verhandelt die Themen Erinnerung und nationale Autorität sowie deren Repräsentation. Es leistet konkrete Erinnerungsarbeit und nimmt Bezug auf die geschichtliche Bedeutung der Ludwigstraße als Aufmarschallee und in ihrer Funktion als prachtvolle Kulisse. Den Nationalfahnen wird mit dem ‚Überschreiben‘ mit Tarnmustern ihre repräsentative Wirkung als nationales Symbol genommen. Erzeugt wird ein künstlich geschaffenes und künstlerisches Hybrid, das wie im Projektnamen selbst, ‚Camouflage‘ und ‚Flag‘ verbindet: das Tarnmuster und das Staatszeichen.
Silke Witzsch, geboren 1967 in Kempten.