Das Konzept ist so einfach wie kraftvoll: Im Videoloop fließen vom oberen Rand des Projektionsausschnittes sechs verschiedene Töne zähflüssiger Malfarbe übereinander. Die Farbbahnen bilden Strukturen, Schlieren und Wülste, um der Schwerkraft folgend jeweils nach etwa 30 Sekunden das gesamte Format zu füllen.
Der nach unten wandernde, feuchte Farbfilmrand wirkt plastisch und weist eine fast sinnliche Materialität auf. Die scheinbar abgefilmten Farbläufer, die sich zu einer Fläche schließen, sind jedoch zu 100% eine digital generierte Animation. Digitale Simulation ‚übertrumpft‘ hier quasi die (fotografische) Wirklichkeit: die animierten Farbläufe sehen leckerer, plastischer und beeindruckender aus als selbst professionell abgefilmte und aufwendigst ausgeleuchtete Farbläufe physischer Malfarbe. So befasst sich „Bunter Abend“ vor allem mit den Umbrüchen in unserer visuellen Wahrnehmung an der Schnittstelle von analoger und digitaler Welt.
Wolfgang Aichner, geboren 1965 in Frontenhausen, lebt und arbeitet in München. Thomas Huber, geboren 1965, lebt und arbeitet in München.