Die Künstlerin Susanne Wagner zeigt am 10. und 25. Juli 2014, jeweils um 19 Uhr auf dem Odeonsplatz die Performance „Anonym“. Dieses lebende Mahnmal ist dem Gedenken an die Opfer von sexualisierter Gewalt im Krieg gewidmet. Die Kunstaktion im öffentlichen Raum mit vierzehn Darsteller*innen beleuchtet eine Dimension des Krieges, die lange als Tabuthema galt. Sie erinnert daran, dass sexualisierte Gewalt zu allen Zeiten eine Kriegswaffe war und ist. Der Odeonsplatz mit Feldherrnhalle als repräsentativer Ort für bayerische Militärgeschichte bildet die Kulisse für das Mahnmal. Die Thematik der anonym gebliebenen Opfer von sexualisierter Gewalt steht den Namen von Kriegshelden gegenüber, derer in der Feldherrnhalle gedacht wird.
Sexualisierte Gewalt ist eine Waffe, die fast überall zum Einsatz kommt, wo sich Menschen bekriegen – von Bosnien bis Ruanda, von Liberia bis Syrien. Schon seit der Antike ist diese Art von Gewalttat innerhalb bewaffneter Auseinandersetzungen bekannt und wird bis heute verübt, sie richtet sich überwiegend gegen Frauen und Mädchen, aber auch queere Menschen, nicht-binäre und trans Personen sowie Jungen und Männer sind betroffen. Das Ausmaß von Sexualverbrechen im Krieg blieb lange – auch von den Opfern – tabuisiert und unerforscht. Die öffentliche Wahrnehmung hat sich mittlerweile verändert und die internationale Strafjustiz verfolgt diese Verbrechen.
Das Kunstprojekt “Anonym” erinnert an das Leid vieler Menschen, die im Krieg Opfer sexualisierter Gewalttaten geworden sind. Formales Vorbild für die Performance ist die Darstellung von ‚Lebenden Statuen‘, die auch in München an stark frequentierten Plätzen zu finden sind. Oft verkörpern sie historische Figuren und erzeugen in regloser Pose die Illusion einer Skulptur. Die Darsteller*innen des Mahnmals „Anonym“ tragen Kostüme, die sich der Grünspan-Bronzepatina der beiden Feldherrenskulpturen links und rechts in der Feldherrnhalle anpassen. Es bleibt offen, welchen gesellschaftliche Schichten die Figuren angehören. Vielmehr lösen die Figuren, in zeitgemäßer Bekleidung auf einem Denkmalsockel liegend, stellvertretend für das Leid vieler, ein Bild der Andacht aus.
Susanne Wagner, geboren 1977 in München, lebt und arbeitet in München.