Alicja Kwades Plastik „Bavaria“ ist keine exakte Kopie der monumentalen Bronzestatue Ludwig Schwanthalers auf der Theresienwiese. Sie erscheint an der Isar in einer leicht modifizierten und humanisierten, menschlichem Maß entsprechenden Version. Aller Symbole des Sieges und der Macht, wie Löwe, Lorbeeren und Schwert beraubt, strahlen ihre Körpersprache und Größe nicht mehr dieselbe heroische Haltung aus.
Ihre Gesten wurden gezielt verändert und damit ändert sich auch ihre symbolische Bedeutung. Die ursprüngliche übermenschliche Größe, die die Betrachter*innen durch die Symbolisierung von Überlegenheit einschüchtern sollte, wurde ihr ebenfalls genommen: auf menschliche Größe (exakt die Größe der Künstlerin Alicja Kwade) herunterskaliert, ist die Bavaria, ohne Sockel, entmystifiziert und erscheint nunmehr gleichberechtigt zu den Betrachter*innen. Sie interagieren auf Augenhöhe. So ruft die Plastik Interaktionen mit den Passant*innen hervor und führt ein neues „Leben“ und „Dasein“. Die vormals unerreichbare gottähnliche Statue wird berührbar.
Die Verbindung zwischen dem Original und seinem humanisierten Äquivalent zeigt zwei verschiedene Seinsmöglichkeiten auf, in ihrer Bedeutung gegensätzlich, aber doch zueinander gehörend und aufeinander bezogen. In ihrer Koexistenz verdeutlichen sie gleichsam die Idee von Paralleluniversen.
Alicja Kwade, geboren 1979 in Katowice, Polen, lebt und arbeitet in Berlin.